Auf der Fähre trafen wir Steffi und Olli, die uns noch ganz genau erklärten, wie man zum SCC gelangt, wo die Trailer abgestellt werden.... Beim Weg von List nach Hörnum bekamen wir schon mal einen ersten Eindruck von der wunderschönen Insellandschaft, aber auch - vor allem bei der Durchfahrt durch Westerland - einen Eindruck von einer "angesagten" Urlaubsinsel in der Hochsaison :-)
In Hörnum ging`s zum Glück etwas beschaulicher zu. Wir stellten den Trailer an der Kaimauer ab und bezogen zunächst mit dem Wohnmobil unseren Stellplatz im Hafen. Hier war ständig etwas zu sehen (Muschelfischer, Ausflugsschiffe, Yachten, Zollboot…) und man war ruckzuck an den Sanitäranlagen des Sylter Yacht Clubs, die wir mitbenutzen durften – also ein optimaler Standort. Auch zum Cat-Club mit der tollen Panorama-Terrasse und den Strandkörben mit Blick auf den riesigen Strand und das Wattenmeer war es nicht weit.
Das Bootabladen/-aufbauen war dann etwas Besonderes: die Boote wurden entweder in fast aufgebautem Zustand per Handkran über die Mauer gehievt oder in Einzelteilen per Hand über die 2 m hohe Kaimauer gewuchtet. Dank der vielen helfenden Hände gestaltete sich diese Aktion aber völlig problemlos. Etwas enttäuscht war ich dann von unserer Slipkarre, die im weichen Sand völlig überfordert war. Für Binnensegler ungewöhnlich war auch die Ansage, dass die Boote am Strand durch einen einzugrabenden Autoreifen gesichert werden mussten. Die nächste Woche sollte zeigen, dass diese Aktion sehr berechtigt war!
Am nächsten Tag starteten 4 Topcat K3 zu einem ersten Probesegeln bis Amrum. Den Hinweg brachten wir schnell und zügig hinter uns, da wir „am Wind“ die Strömung im Rücken hatten. Auf dem Heimweg konnten wir zwar den Spinnaker ziehen, jetzt merkte ich jedoch erstmals, was es bedeutet, die Strömung gegen sich zu haben. Da der Wind immer mehr einschlief nahm mich Claus vom SCC schließlich mit dem Vereinsschlauchboot an den Haken, damit ich vor Einbruch der Dunkelheit noch mein Anlegerbier trinken und die Leckereien vom Grill kosten konnte.
Am Samstag startete die 29. Langstreckenregatta „60 sm vor Sylt“. Gestartet wurde paarweise vom Strand im „Le Mans-Stil“. In diesem Jahr blieben wir wegen der Wind- und Wellenverhältnisse in der Abdeckung der Insel im Wattenmeer. Es sollten drei Runden a 6 sm pro Schlag gesegelt werden, insgesamt also 36 sm, Doch der Wind ließ nach und wir schafften nur 12 sm. Bei diesem Kurs waren Boote mit Spinnaker im Vorteil und so waren die Plätze 1-4 durch Topcat K3 belegt. Ich landete sogar auf Platz 2, welch freudige Überraschung! Am Abend kam die angesagte Sturmfront und am Sonntag wurde der Start mehrfach verschoben. Schließlich wurde am frühen Nachmittag ein relativ kurzer Halbwindkurs - wieder in der Land-Abdeckung - ausgelegt und die Lokalmatadore konnten ihr Können zeigen. Dadurch, dass die Zeiten der beiden Tage addiert wurden, war Lorenz Buchler auf TOPCAT K3 der Sieg nicht mehr zu nehmen. Platz 2 ging an Christian Schütz/Sigurd Klose auf HC Wildcat und Platz 3 auf die sehr stark aufholenden Jascha Netz/Dinnis Raschke auf HC 16 vom SCC. Ich fiel auf Platz 4 zurück. Nach der Siegerehrung mit zahlreichen Pokalen blickten wir rundherum in zufriedene Gesichter. Am Abend wurde nach dem Grillen im Seglerheim noch der romantische Film „Wind“ gezeigt.
Für den Montag hatten wir uns zur Leuchtturmbesichtigung angemeldet. Auch wenn wir wegen des Regens nicht sehr weit sehen konnten, war es eine sehr interessante Führung, in der wir u.a. erfuhren, wie der Turm gebaut wurde und - durch Fotos dokumentiert - wie viel Land das Meer sich hier an der Südspitze von Sylt holt. Auch an den kommenden drei Tagen konnte wegen des Sturmtiefs „Andreas“ nicht gesegelt werden. Das tat der guten Stimmung aber keinen Abbruch, da wir die Regenpausen zum Geocachen, Wandern zur Odde und zu einer Radtour zur Sansibar nutzten.
Am Freitag war um 10 Uhr ein Skippers Meeting angesetzt und ich hörte erfreut, dass eine Tour durchs Wattenmeer und rund um die Nachbarinsel Föhr geplant war. Die 33 sm lange Tour war ziemlich anspruchsvoll, da neben dem noch immer starken Wind und dem Seegang das Timing so zu gestalten war, dass wir jeweils zum Fluthöhepunkt an festgelegten Punkten sein sollten, um jeweils genügend Wasser unter den Rümpfen zu haben. Da das Motorboot die zeitgleich startende IDB der Nacra 17 sichern musste, brachen die 10 Cats unter der Führung von Claus allein auf. Es sollte also nicht groß etwas schief gehen, wir wurden eindringlich aufgefordert, die Boote nochmal gründlich zu prüfen. Falls doch jemand ein Problem haben würde, sollten die anderen in der Nähe warten, um zumindest seelischen Beistand zu leisten. Jeder sollte im Vollbesitz seiner Kräfte sein! Wir fuhren entgegen dem Uhrzeigersinn zunächst zwischen Föhr und Amrum durch und stoppten an der Südspitze von Amrum in der Abdeckung. Der Weg dorthin führte mit achterlichem Wind durch die sich im seichten Wasser brechende Nordseewelle –abenteuerlich und sehr nass, die Brandung wirkte wie eine Waschmaschine! Wir hatten die Priggen einzuhalten, die den Priel im Wattenmeer markierten, um nicht aufzusetzen.
Dann ging es weiter auf einer schönen Vorwindkreuz zum Bade- und Surfstrand nach Wyk. Auch hier waren wir eine kleine Touristenattraktion. Die 10 Cats mit ihren verwegenen Piloten sahen wirklich beeindruckend aus. Ich war überrascht, als Claus auf meine Frage, wie weit es noch nach Hause sei, sagte, dass wir 45 % der Strecke hinter uns hätten und ab jetzt am Wind gegen Wind und Welle zu kämpfen sei. Nur die Strömung hätten wir im Rücken. Jetzt begann also die kraftraubende Kreuz und wir sahen den heimischen Leuchtturm erst nach einer halben Ewigkeit. Hier lernt man, seine Kräfte einzuteilen und sich der Natur anzupassen. Ich brauchte abends jedenfalls kein Schlaflied und war stolz, das tolle Natur- und Segelerlebnis gemeistert zu haben und erstaunt, was diese kleinen Boote leisten!
Samstag und Sonntag waren dann Super Sail Tage. Wir schafften insgesamt fünf Läufe, bei denen wieder das spezielle und anspruchsvolle Revier deutlich wurde: Teilweise hatten wir beim Start auflaufendes Wasser mit Wind und Strömung gegen uns: Obwohl der Wind ordentlich blies, schafften es einige Boote nicht, im Zeitlimit von 10 Minuten über die Startlinie zu kommen – Folge „dns“, welch ein Frust! Später setzte dann die Ebbe ein und die Strömung schob einen ohne eigenes Zutun über die Startlinie, was zu einigen Frühstarts führte, wieder verkehrt! Entscheidend war es danach, die Seite mit dem besseren Wind und der schwächeren Strömung gegen sich zu finden. Ganz schön "fies“ fand ich übrigens, dass die Luvtonne am ersten Tag in das flache Kabbelwasser, in der die Nordseewelle auflief, gelegt wurde. Ich bin selten so hin- und hergeworfen worden und kam mir meist ziemlich hilflos gegen solche Naturgewalten vor ;)
Die Siegerehrung fand auf der großen Bühne des Hafenfestes statt und Holger ehrte in Anwesenheit des Bürgermeisters von Hörnum Herrn Speth die Akteure aller Regatten gebührend.
Fazit unseres ersten Sylt-Aufenthaltes beim SCC - Was hat uns besonders gefallen und beeindruckt?
Die sehr sehr nette Rundumbetreuung durch das Team vom SCC
Das leckere Essen und Trinken direkt am Regattaende: ungewohnt, aber prima, denn so konnte man gestärkt an den Bootsabbau gehen
Auch an den segelfreien Tagen konnten wir im Seglerheim zu supergünstigen Preisen superlecker essen (ich denke da z.B. gern an den Wurstsalat mit Bratkartoffeln und "Muscheln satt“)
Die kostenfreien Wohnmobil-Stellplätze mit Strom
Der Zuschuss zu den Fährkosten
Das Benzingeld
Alles in allem ein Superpaket, für das wir uns bei allen Beteiligten, insbesondere Holger Povel, nur herzlich bedanken können. Wir kommen gerne wieder!
Klaus und Christa Klüber
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